Die Geschichte der Stadt Lößnitz ist durch eine Vielzahl von Brandkatastrophen geprägt. Einer der letzten großen Brände ereignete sich am 7. März 1869. Das Feuer war beim Fleischermeister Häussler unmittelbar gegenüber dem Rathaus ( heute Schmuck- und Uhrengeschäft Troll) ausgebrochen und hatte sich rasch auf die benachbarten Gebäude ausgebreitet. Darunter befand sich auch der Gasthof "Zum Schiff", welcher bis auf die Grundmauern niederbrannte. Aber schon bald wurde der Gasthof wieder aufgebaut und sollte über 100 Jahre ein beliebtes Lößnitzer Gasthaus bzw. Cafe werden.In den 1860-er Jahren wurde bereits für ein Hotel "zum Schiff", Inhaber Oskar Seifert, Werbung gemacht. Das Gebäude hatte die Brandkataster-Nr. 35, später dann 274, bevor im Jahre 1947 das Gebäude am Markt mit der Hausnummer 15 versehen wurde. Bereits um 1890 war aus dem Gasthof "zum Schiff" das Hotel "Sächsischer Hof", Besitzer H. Müller, geworden bzw. wenige Jahre später war ein gewisser Wendrock Inhaber des Gasthofes. Vorher hatte kurzzeitig eine Marie Scoppe aus dem Schiff das Hotel de Saxe gemacht. Es war ein ständiges Kommen und Gehen der Betreiber und Inhaber, ein Zeichen für die instabile wirtschaftliche Situation im Gaststätten- und Hotelgewerbe der damaligen Zeit. Eine gewisse Konstanz zog erst ein, als der Konditor Kurt Georgi in den 1920-er Jahren den Gasthof erwarb. Fortan hieß die Gaststätte Konditorei und Kaffee Georgi, von den Lößnitzern bis in jüngere Zeit nur als Kaffee Georgi bezeichnet. Als nach dem 2. Weltkrieg die bei politischen Umstürzen obligatorischen Umbenennungen der Strassen und Plätze erfolgte, blieb das Kaffee Georgie nicht verschont und hieß für einige Zeit sinnigerweise Haus der Jugend. Wenige Jahre später von der Handelsorganisation Wismut vereinnahmt, erfolgte die Umbenennung in Stadtcafe Lößnitz, Marktplatz 15. Auch hier gab es einen ständigen Wechsel der Betreiber, von denen die aus Königsberg stammende Eva Dumcke die bekannteste und beliebteste war. Sie war berühmt für ihr gutes Essen und ihre flotten Sprüche. Letzter Wirt war Klaus Fleck, der gemeinsam mit seiner Gattin das Stadtcafe bis 1990 betrieb, nachdem er in den 1980-er Jahren das Cafe grundhaft renoviert hatte. Er eröffnete nach vielen Jahren unterschiedlichster Nutzung im Jahre 1990 das bereits seit 1915 bestehende Gasthaus Neue Schänke. Das Stadtcafe indes verfiel mehr und mehr. Zaghafte Sicherungsmaßnahmen durch die Stadt konnten den Verfall nicht aufhalten. Im Januar 2014 erfolgte dann der Abriss des Gebäudes. Eine namhafte Bank hat das Grundstück erworben und will darauf ein Geschäftshaus errichten. Schade, dass es keine andere Möglichkeiten gab und ein Stück Lößnitzer Geschichte unwiderruflich dahin ist. In der nachfolgenden Bildergalerie können Sie die Geschichte des Hauses vom Brand 1869 bis zum Abriß 2014 nachvollziehen.
BM